Deswegen, weil die Menschen sich immer noch nicht gebessert haben. Weil sie sich vielfach nach wie vor das Leben schwer machen. Denn nach wie vor streiten oder bekriegen sie sich sogar. An manchen Orten ist von „Frieden auf Erden“ nichts zu spüren. Muss das so bleiben?
Wer erst, wie es auf dem Hoodie einer Schülerin zu lesen ist, im nächsten Jahr gut ist, verpasst das Hier und Heute. Ich kann ja eh nichts dran ändern. Oder doch? Weihnachten vor mehr als 2000 Jahren wurde durch die Menschwerdung des Gottessohnes anders als vorher.
Das Weihnachtsfest ist für viele das Fest des Lichtes und des Friedens. Gerade in der Dunkelheit der Wirklichkeit, die manchmal alles andere als hell ist. Sich gemeinsam an dem freuen, was andere mir geschenkt haben, weil sie mir damit Freude machen möchten. Das ist auch Weihnachten. Es kommt nicht darauf an, was wie viel gekostet hat. Sondern darauf, dass kleine oder größere Aufmerksamkeiten mein Leben bereichern und mich glücklich machen. Wenn sie nicht aus Berechnung, sondern aus Liebe und Zuneigung geschenkt werden.
Jene grüne Filmfigur mit ihrem leicht hinterlistigen Grinsen hat es in sich: Denn der Grinch mag Weihnachten nicht. Er hasst es sogar. Weil er es nicht erträgt, dass andere sich beschenken. Macht ihn das neidisch, weil er leer ausgeht? Deswegen, weil er unfreundlich, abweisend und alles andere als menschenfreundlich zu anderen war. Auf dem Kleidungsstück dieser Schülerin verheißt er Besserung. Nächstes Jahr.
Warum nicht heute?
Mein Gegenüber kann ich nicht ändern. Was mir bleibt, ist, meine Einstellung zu ihr oder ihm zu überdenken. Den Mut aufzubringen, sie gegebenenfalls zu revidieren und neu der Situation anzupassen. Nicht erst im nächsten Jahr. Nicht morgen. Heute! Noch vor Weihnachten! Obwohl nicht alles Gold ist, was glänzt.
Nicht alles, was in meinen Augen ungut scheint, ist und war schlecht. Damals wie heute.
Der grüne Grinch gab den Bewohnern von Whoville ihre Weihnachtsgeschenke zurück, die er ihnen gestohlen hatte. Weil er einsah, dass das falsch war, was er getan hatte. Nicht erst im nächsten Jahr erkannte er, wie unpassend es war. Mit gutem Willen kann ich, obwohl ich nicht immer alles richtig mache, mehr schaffen als ich meine. Der Grinch hatte den Mut, seinen Fehler gutzumachen. Er redete nicht nur darüber, sondern tat, was er konnte.
„Hoffen und harren macht machen zum Narren.“ Ich kann auf bessere Zeiten warten. Dabei Chancen und Möglichkeiten verpassen, die sich ergeben. Manches braucht Zeit. Warten muss ich wieder lernen. Auch, wenn es unbequem ist. Mich stört. Mich nervt. Mich ärgert.
Die Adventszeit vor dem großen Fest ist Wartezeit. Warten auf den, dessen Kommen als Heiland und Erlöser seit alter Zeit verheißen war. Warten auf dieses kleine Baby, das in einem armseligen Stall das Licht der Welt erblickt, weil für Jesus und seine Eltern in der Herberge kein Platz mehr war. Darauf warten, dass es mich zur Einsicht bringt. Dass ich mich nicht mit dem abfinde, was so ist, wie es ist. Was der Grinch konnte, schaffe ich auch: Einsehen und Erkennen, was falsch war. Gutes tun. Nicht erst im nächsten Jahr. Heute.
Finde ich in meinem Herzen noch Platz für den, der auch mich zu einem besseren Menschen machen kann? Der mich wertschätzt, obwohl ich nicht perfekt bin? Sondern manchmal zu bequem, zu träge und zu faul. Gott sagt trotzdem voll und ganz „Ja!“ zu mir.
Dieses kleine Kind in der Krippe rechnet nicht ab mit mir. Es rechnet mit mir. Dass ich erkenne, was ich anders und besser machen kann. Damit nicht nur das Dunkel in unserer Welt ein klein wenig heller wird. Sondern, dass ich selbst spüre, dass Freude nicht nur eine Illusion, sondern Wirklichkeit wird. Wenn ich mit anderen so umgehe, wie ich selbst wünsche, dass sie sich mir gegenüber verhalten.
Nicht erst im nächsten Jahr, sondern wenn sich die passende Gelegenheit dazu bietet. Vielleicht sogar schon heute. Noch vor Weihnachten 2023.
Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger