Niemand möchte wie ein unbeschriebenes, leeres Blatt sein. Kinder, Frauen und Männer wollen wahrgenommen werden, ihren persönlichen Namen haben und damit angesprochen werden und so ansprechbar sein. Deshalb sind unsere Lernenden und die Lehrenden keine Nummern in der St. Franziskus-Grundschule. Sie sind einmalig und einzigartig. So, wie sie sind. Mit allem, was sie liebenswert macht und mit dem, was auch zu ihnen gehört und sie als Person ausmacht. Auch 2024 wieder.
„Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen!“ (Jes. 43, 1)
So Vieles gibt es nicht nur zu Beginn eines neuen Jahres, von dem ich heute (noch) nichts weiß. Manche sehen das entspannt. Sie lassen sich überraschen. Weil sie meinen, dass alles so kommt, wie es kommt. Aber nicht alles und jedes ist zufällig. In der Vergangenheit war es so. 2024 wird es ebenso sein.
Andere planen und überlegen, was sie wann wie mit welchen Mitteln zu welchem Zeitpunkt machen möchten. Zwar ist noch kein Meister vom Himmel gefallen; das eine oder andere kann ich nicht spontan machen oder mir aus dem Ärmel schütteln. Es bleibt nicht aus: Ich muss mir genau überlegen, was zu welchem Zeitpunkt für wen warum passt. Kompliziert? Nein. Die Wirklichkeit. Denn auch und gerade in einer Schule und im Hort bin ich, um zu lernen. Als Schülerin und als Schüler, als Lehrende und als Erzieherin oder Erzieher. Außerhalb einer Bildungseinrichtung ist es ebenso. Auch im neuen Jahr 2024 bleibt das und anderes mehr stets eine Herausforderung. Für die, die unterrichtet werden. Für jene, die als Lehrende arbeiten und für all die, die sie dabei begleiten und anleiten. Für jene ebenfalls, die sie zuhause erwarten und bei denen sie wohnen.
„Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen!“ (Jes. 43, 1)
Angst und Furcht sind fast nie gute Ratgeber, meine ich. Weil meine Emotionen mich nicht mehr überlegen und abwägen lassen. Sondern weil meine guten und weniger guten Gefühle mit mir Achterbahn fahren. Von „Himmelhoch jauchzend“ bis „Zu Tode betrübt“ ist so ziemlich alles machbar und möglich. 2024 ist das nicht anders als vorher. Auch, wenn ich es nicht immer völlig ausblenden oder das vernachlässigen kann: Mit Prüfungen, Tests und Klassenarbeiten und all den anderen Tätigkeiten und zu lösenden Aufgaben, die sich wie ein roter Faden durch das neue Kalenderjahr ziehen, muss ich umgehen lernen. Ob ich es zugeben darf? Nicht immer und in jedem Fall bin ich so darauf vorbereitet – als Schülerin und Schüler, als Lehrkraft, als Erziehende und als Unterstützende –, wie es für mich und andere gut und passend wäre. Manches erfordert mehr Disziplin und Zielstrebigkeit als ich sie zeitweilig habe. Das ist menschlich. Zur Ausrede und zur Ausflucht darf es nicht werden. Denn: Ich kann mehr als manche meinen oder glauben. Wenn ich es wirklich möchte. Nicht nur in der Schule oder im Hort ist das so. Sondern auch in meinem Alltag außerhalb davon.
„Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen!“ (Jes. 43, 1)
Aller Anfang ist schwer. Aber nicht unmöglich und unerreichbar. Auch im neuen Jahr habe ich an mich gestellte Aufgaben anzugehen. Ich habe sie zu schaffen, zu erfüllen und zu lösen. Manches braucht seine Zeit, die ich dafür nicht immer habe. Auch, wenn ich manchmal motivierter bin als zu anderen Zeiten: Es kostet mich dann und wann Überwindung, mit dem zu beginnen, was zu tun ist. Wenn und weil mir das eine oder andere im Gegensatz dazu wichtiger und wertvoller erscheint. Ob es das immer ist, bleibt offen.
Darf ich mich nicht darüber freuen, dass ich immer wieder angesprochen, aufgerufen und beim Namen genannt werde? Wenn und weil die, die mich bei diesem, meinem Namen nennen, mir zutrauen, dass ich etwas machen und schaffen kann! Auch 2024 ist es so: Ich darf mich an meinen Erfolgen freuen und aus Fehlern lernen. Als Schülerin und als Schüler und als Erwachsener.
Mögen die 2024 vor uns liegenden Monate, die einem unbeschriebenen Blatt gleichen, trotz mancher Widrigkeiten und Einschränkungen bei mir und anderswo erfüllende Monate werden. Ohne Furcht vor dem, was kommt. Ohne Angst vor dem Morgen, wie immer es aussieht. Denn der, der auch mich geschaffen hat, ruft mich bei meinem Namen. Weil er mir zutraut, dass ich die von ihm in mich gesetzte Erwartung nach meinen Möglichkeiten und Fähigkeiten so gut als mir möglich erfüllen kann. Ich brauche mich nicht zu fürchten. Denn auch mich hat Gott erlöst und beim Namen gerufen.
Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger