Was auf dem T-Shirt einer Lehrerin der St. Franziskus-Grundschule zu lesen ist, finde ich originell. Bringt es doch auf den Punkt, was wichtig ist für Unterrichtende. Klar wacht jede und jeder morgens irgendwann auf. Manche früher, manche später. Die einen voller Freude, weil ein neuer Tag begonnen hat. Andere brauchen länger, ehe sie den Kampf mit dem Bettzipfel gewinnen und in die Gänge kommen. Manche Zeitgenossen genießen das koffeinhaltige Heißgetränk nicht nur am Morgen. In der Schule und im Hort treffen sie sich alle wieder: Pädagogen, Erzieher und jene Kinder der unterschiedlichen Klassenstufen, die sie unterrichten und begleiten. Für sie alle könnte es passen: Tag für Tag „prima“ (awesome) zu sein. Klappt das?
Wach auf, trink Kaffee, lehre Kinder, sei prima.
Dass nichts unmöglich ist, wissen wir nach der Werbung eines japanischen Autoherstellers schon seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Auch gilt das für die Großen wie die Kleinen und Heranwachsenden in einer Schule. Manches kann ich wunderbar planen und gestalten. Die alltägliche Wirklichkeit, die oft so ganz anders ist als ich sie mir vorstelle, holt mich schneller ein, als mir manchmal lieb ist. Manche Vorbereitung wird zur Makulatur, weil mit einem Mal anderes wichtiger ist und Priorität hat. Kaffee hilft über manche Durststrecke hinweg, die während des Tages unterschiedliche Erscheinungsformen hat. Kinder zu lehren, ihnen zu helfen, es selbst zu tun und ihnen beizustehen im Unterricht und nach der Schule, bedarf nicht nur einer fundierten Ausbildung. Sondern auch dessen, was Lehrende und Erziehende zusätzlich ausmacht und auszeichnet: Einfühlungsvermögen für die ihnen Anvertrauten mit all ihren Eigenheiten und Eigenarten. Erfahrung, was ich wann wie mache und was nicht. Hilfreich und fördernd bleibt die Liebe zu dem, was sie tun. Die Erwachsenen und die Kinder. Prima ist das nicht immer. Weil wir Menschen sind und Menschen bleiben. Aber darf ich es nicht doch immer wieder versuchen? Als Schüler, Lehrer und Erzieher: Jeden Tag ein bisschen besser zu werden.
Wach auf, trink Kaffee, lehre Kinder, sei prima.
Manche regen sich immer noch darüber auf, dass Jesus sagte: „Lasst die Kinder zu mir kommen. Hindert sie nicht daran, denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes.“ (vgl. in der Bibel im Markusevangelium Mk. 10, 14) „Kinder sind laut, kosten Geld und machen Dreck!“ Vor Jahren sagte das eine Mutter zu mir. Weil ich danach wohl etwas erschrocken geschaut habe, fügte sie lächelnd hinzu „Aber ich mag meine Kinder trotzdem!“
Ja, sie haben vielfach etwas an sich, Mädchen und Jungen im Grundschulalter: Unbeschreibliche Neugier, Offenheit für Neues und Unbekanntes und mehr Vertrauen in ihr Gegenüber als manche meinen. Auch, wenn es dann und wann nervt, ist es genau das, was Kinder ausmacht und sie von manchen Erwachsenen unterscheidet. Von Menschen, die sich im Gegensatz zu ihnen zuerst fragen, was andere von ihnen denken, wenn sie das tun und anderes lassen. Von Frauen und Männern, die wegen mancher Enttäuschungen vorsichtig und dann und wann sogar misstrauisch geworden sind. Denen es oft nicht leicht fällt, im Gegenüber zuerst etwas Positives zu sehen. Aber macht nicht auch das ein gutes Miteinander aus? Auch in der St. Franziskus-Grundschule und im Hort?
Wach auf, trink Kaffee, lehre Kinder, sei prima.
Wachsamkeit ist hilfreich, damit mir keiner ein X für ein U vormacht. Mir aus welchem Grund auch immer das Blaue vom Himmel erzählt. Etwas, das mit Echtheit und der Wirklichkeit nichts mehr zu tun habe. Was sich eher Richtung „Fake news“ einordnen lässt. Die Wahl des für mich passenden Getränkes erleichtert es mir, durch den Tag zu kommen. Kinder zu lehren ist Gabe und Aufgabe zugleich. Manchmal erreicht und schafft mein Gegenüber mehr als ich meine und ihr oder ihm zutraue. Es ist nicht nur für mich immer wieder faszinierend, erleben zu dürfen, dass und wie Menschen sich entwickeln. Wie sie ihr Wissen und ihre Kompetenzen erweitern. Selbstständiger und reflektierter werden und eigene Entscheidungen treffen und verantworten. Prima!
Wach auf, trink Kaffee, lehre Kinder, sei prima.
Auch wenn wir in einer Zeit leben, die so ist, wie sie ist, ist nicht alles schlecht, aussichtlos und vergebliche Liebesmüh. Auch in der St. Franziskus-Grundschule erleben wir Grenzen bei uns und bei anderen. Manches gelingt nicht. Das eine oder andere bleibt, lückenhaft und ist ergänzungsbedürftig. Rom ist bekanntlich auch nicht an einem Tag erbaut worden, steter Tropfen höhlt den Stein und es ist noch kein Meister (und keine Meisterin) vom Himmel gefallen. Menschen sind wir. Keine seelenlosen und leblosen Maschinen. Wir alle wachen immer wieder auf. Manche trinken Kaffee und lehren Kinder. Prima sein können wir alle. Immer noch und immer wieder.
Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger