Zu den menschlichen Grundbedürfnissen gehört das Essen. Alters- und zeitunabhängig ist das. In den Ferien und im Urlaub nicht anders als zu Beginn eines neuen Schuljahres. Wenn etwas ansprechend und liebevoll arrangiert wurde, freut das nicht nur jene, die es sehen. Es will manchmal überlegt sein, was an welcher Stelle warum auf welche Weise an einem Buffet platziert wird.
Wie wir als Menschen unterschiedlich sind, nehmen wir Speisen und Getränke auf je eigene Weise wahr. Manches spricht mich an im übertragenen Sinn. Macht mir Appetit darauf. Anderes kann ich gut liegen lassen, weil ich es ungern oder aus welchem Grund auch immer gar nicht esse. Was ich wie sehe, spielt beim Schmecken ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Rolle. Zwar sind dann und wann meine Augen größer als der Magen. Aber wenn leere Teller, Tassenoder Gläser rasch abgeräumt werden, wird mehr bestellt und mehr gegessen. Die Farbe Blau beispielsweise vermittelt das Gefühl von Frische. Dafür muss ich nicht am Strand stehen und aufs Meer sehen. Die kürzlich erst gepflückten Kornblumen auf der Wurst- und Käseplatte beim Ferienfrühstück im Hort verfehlten ihre Wirkung nicht. Attraktiv Dargebotenes wirkt auf Betrachtende wie auch auf die, die es mit Freude verzehren.
„Das Auge isst mit!“
Leben besteht nicht nur aus der Nahrungsaufnahme. Essen ist mehr als bloße Kalorienzufuhr. Manchem vergeht bei einer Mahlzeit der Appetit schneller als ihr oder ihm lieb ist. Obwohl das Servierte nicht nur gut aussieht, sondern auch soschmeckt. Aber wenn durch dumme, provozierende Bemerkungen die Stimmung bei Tisch kippt, möchten manche nicht mehr länger dort sitzenbleiben. Sie oder er kann nicht mehr mit Genuss weiteressen. Missmut und Ärger breiten sich aus. Freude am und beim Essen ist weit weg: Viele warten jetzt nur doch darauf, dass es bald vorbei ist. In der St. Franziskus-Grundschule und im Hort ist es nicht anders. Aber gerade das gemeinsame Essen schafft Verbindung über Grenzen hinweg. Nicht nur am Anfang eines neuen Schuljahres.
„Das Auge isst mit!“
Am Ufer des Sees von Tiberias offenbart sich Jesus den Seinen nach seiner Auferstehung noch einmal. Nachdem jene die ganze Nacht unterwegs waren und nichts gefangen hatten, sind sie jetzt müde. Enttäuscht. Mutlos. Als Jesus sie fragt „Habt ihr keinen Fisch zu essen?“ (vgl. Joh. 21, 5), antworten sie kurz und knapp: „Nein!“ (ebd.) Und jetzt? Aufgeben? Es bleiben lassen nach dem Motto „Bringt ja eh alles nichts!“? Im Gegenteil! Nachdem Jesus seine Gefährten auffordert, es erneut zu versuchen, geschieht Unglaubliches. Ein Wunder!„Sie warfen das Netz noch einmal aus und konnten es kaum mehr einholen, so voller Fische war es.“ (vgl. Joh. 21, 6) Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht.“ (Joh. 21, 11)„Kommt her und esst!“, sagt Jesus daraufhin (Joh. 21, 12). Ich kann mir gut vorstellen, dass es denen, die die gegrillten Seetiere wenig später genossen haben, ordentlich geschmeckt hat.
Was ich aus dieser biblischen Erzählung für das neue Schuljahr mitnehme? Nicht nur, dass Essen guttut und Freude macht. Sondern, dass es hilfreich ist, bei Misserfolgen nicht gleich aufzugeben. Sondern es trotz aller Mühe noch einmal zu probieren. Möglicherweise auch im Vertrauen und in der Hoffnung auf den, der Sie, Euch und mich geschaffen hat.
Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger