Für mich ist es immer wieder ein Erlebnis, morgens in der Schule zu sein. Kinder und Erwachsene in den verschiedenen Stadien des Wachwerdens und Wachseins erleben zu dürfen, ist ein Geschenk.
Ein solches ist auch jenes T-Shirt eines unserer Schüler aus den ersten Klassen der St. Franziskus-Grundschule. Stolz zeigte er es mir heute früh im Hort. Eine Erinnerung an den Urlaub an der See sei es. Er freue sich immer noch darüber, dass er es bekommen habe.
„Moin, Moin, gaaanz dünnes Eis“ ist darauf zu lesen. Dahinter findet sich eine Art Möwe mit Seemannsmütze, verschränkten Armen, offensichtlich nicht unterentwickelten Muskeln und einem Grinsen, das deutlich macht: Mit mir ist nicht zu spaßen! In der Tat: Schule ist kein Spaß. Und jetzt?
Ich muss nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Es ist nicht erforderlich, dass mich alles und jedes aufregt. Mich ärgert oder mir nicht in den Kram passt. Angesichts mancher Konflikte, Probleme und Schwierigkeiten kann einem zwar dann und wann tatsächlich das Lachen vergehen. Ohne Humor aber wird Leben nicht nur in der Schule schwerer, als es sein müsste. Wie ich mit dem umgehe, was ich in meiner Umgebung – auch in der St. Franziskus-Grundschule und im Hort – erlebe oder erleide, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Nicht immer bin ich jeden Tag „gut drauf“ und mag die anderen und mich selbst. Was frustriert mich? Worüber kann ich trotz allem schmunzeln, vielleicht sogar lächeln? Oder gar aus ganzem Herzen lachen?
Jeder Mensch hat Humor. Nicht immer den, der mir zu eigen ist. In stressigen Momenten kann ich die Nerven verlieren, weil es mir momentan reicht. Ich nicht mehr anders kann oder will. Was hindert mich daran, das eine oder andere mit Humor gelassen zu nehmen?
„Moin, Moin, gaaanz dünnes Eis“
Ich kann auch nicht alles und jedes „weglächeln“. Nach außen so tun, als ob ich etwas lustig finde. Denn Witze auf Kosten anderer sind für sie nicht immer zum Lachen. Wenn sie bloßgestellt, ausgelacht und verspottet werden, macht das keine Freude.
Aber kann ich nicht doch manchmal lächeln? Über meine eigenen Schwächen? Über all das, was andere mühelos zu schaffen scheinen. Was ich selbst aus welchem Grund auch immer nicht hinbekomme? „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“, heißt es. Ob diese Aussage tatsächlich von Otto Julius Bierbaum stammt, wie es im Internet zu lesen ist, lässt sich heute nicht mehr zweifelsfrei feststellen. Wie dem auch sei: Diesem Satz stimme ich zu. Immer noch und immer wieder. Humor und Lachen sind überlebensnotwendig. Nicht nur in der St. Franziskus-Grundschule und im Hort.
Befindlichkeiten und Empfindlichkeiten haben Einfluss auf das Wohlbefinden. Auf das meine und das der anderen. Unabhängig davon, wie alt ich bin oder mein Gegenüber es ist. Niemand braucht sich alles gefallen zu lassen. Keiner darf zum Blitzableiter für andere werden. Denn: „Wir sitzen alle im selben Boot.“
So lautete das Thema unserer ersten gemeinsamen Schulandacht in der Aula der SFG. Auch, wenn es manchmal hoch hergeht im Schulalltag und im Hort: Blinder Aktionismus hilft ebenso wenig weiter wie Panikmache, „weil alles so schlimm“ ist. Wir haben die Schüler, die Lehrenden und die Erziehenden, die wir haben. Keine anderen. Gemeinsam sind wir unterwegs. Manchmal wird es stürmisch werden und hoch hergehen. Stille und ruhige Zeiten gibt es ebenfalls. Bei allen Sorgen und allen Mühen: Ob nicht passt, was Jesus zu denen sagte, die mit ihm im gleichen Boot waren, nachdem er den tosenden Sturm gestillt und die hohen Wellen besänftigt hatte: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ (vgl. in der Bibel im Markusevangelium, Mk. 4.40). Ich darf glauben, dass gutes Reden und Handeln in einem anderen Licht erscheinen lässt, was dem entgegensteht und nicht nur mir meine Stimmung verdirbt. Ich kann hoffen, dass es andere trotzallem gut meinen mit mir. Ich kann lieben. Nicht nur meine Arbeit. Sondern auch mein Gegenüber und mich selbst. Obwohl wir so sind, wie wir sind.
Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger