Eine Schülerin hatte einen Glückskeks dabei. Nachdem sie ihn geöffnet hatte, stand auf einem kleinen Zettel: „Danke, dass du nie den Kopf hängen lässt.“ Das gefällt mir. Passt das nicht sogar zu Weihnachten? Jenem christlichen Fest, bei dem es um die Geburt Jesu geht? Der nicht als Weihnachtsmann mit einer roten Robe und einem weißen Rauschebart in unsere Welt kam. Sondern als kleines Kind in der Krippe Menschen emotional berührt. Damals wie heute?
Stern über Betlehem, zeig uns den Weg
Alfred Hans Zoller verfasste 1964 das gleichnamige Weihnachtslied. So mancher sehnt sich auch heute im Zeitalter der Navigationssysteme noch nach dem richtigen Weg in seinem Leben. Nur, wenn ich mein Ziel kenne, zu dem ich hinkommen möchte, ist es möglich, mich durch ein derartiges Gerät auf verschiedenen Routen dorthin leiten zu lassen. Ich kann zwar spontan aufbrechen und mich auf den Weg machen. Leichter wird es, wenn ich darauf vorbereitet bin. Wenn ich weiß, was ich wann wie und warum tun möchte. Jene, die damals loszogen, das göttliche Kind zu suchen, folgten einem Stern, der ihnen den Weg wies. Ein Spaziergang war ihre wochenlange Reise dorthin sicher nicht.
Stern über Betlehem, nun bleibst du stehn
Manchmal ist zwar der Weg das Ziel: Wenn er für mich interessant, abwechslungsreich und spannend ist. Die direkte Zielführung steht in einem solchen Fall nicht an erster Stelle. Wichtig ist vielmehr, möglichst stressfrei anzukommen. Im besten Fall rechtzeitig. Dann und wann tut es mir gut, stehenzubleiben. Mich nicht hetzen zu lassen. Pause zu machen. Durchzuatmen. Jener Stern, dem die drei Weisen aus dem Morgenland nach der biblischen Überlieferung folgten, führte sie an ihr Ziel. Ganz ohne technische Hilfsmittel. Hilfreich werden sie füreinander gewesen sein. Einander werden sie sich immer wieder ermuntert haben, weiterzugehen. Nicht umzukehren oder gar zurückzugehen. Nicht aufzugeben. Schon gar nicht den Kopf hängen zu lassen, wenn manches doch anders kommt als erwartet oder sie es sich gewünscht hatten.
Stern über Betlehem, wir sind am Ziel
Ich freue mich immer noch und immer wieder, ich bin dankbar dafür, wenn und dass ich ein mir gesetztes Ziel erreicht habe. Mich habe nicht irritieren lassen. Von Umwegen und Irrwegen. Von Sackgassen und Holzwegen. Von Menschen, die mir einreden wollten, dass ich es „ja eh nicht schaffe“. Manches kostet nicht nur Zeit, Geld, Kraft und Nerven. Dranzubleiben, mich nicht von meinem Vorhaben wodurch auch immer abbringen oder ablenken zu lassen, etwas durchzuziehen – nicht nur im schulischen Kontext ist das hilfreich. Den Kopf nicht hängen zu lassen, wenn mir die Freude oder die Lust an meinem Tun vergangen ist. Die Sterndeuter aus dem Morgenland sind für mich Beispiel dafür, durchzuhalten und sich von Rückschlägen nicht vom Ziel abbringen zu lassen. Lange waren sie unterwegs. Nicht immer wird alles geklappt haben. Ob sie sich nicht auch fragten, ob ihr Einsatz den Aufwand wert war? Glücklich und froh, vor der Krippe zu stehen und den neugeborenen Gottessohn zu sehen, waren sie am Ziel ihrer weiten Reise. Manche ihrer Mühen werden sie beim Anblick des Jesuskindes vergessen haben. Es zählte für sie, dass sie es geschafft hatten. Sie waren angekommen. Am Ziel.
Stern über Betlehem, kehrn wir zurück
Manche Momente möchte ich festhalten. Weil sie so schön sind. Es mir gerade gut geht und meine Sorgen und Probleme weit weg sind. Gute Stimmung zu Weihnachten kann so schön sein. Feiertage, Auszeiten, Pausen und Urlaub tragen dazu bei, danach mit neuer Kraft mir gestellte Aufgaben anzugehen und das wieder zu tun, was meinen Arbeitsalltag ausmacht. Zwar kann ich die eine oder andere Erinnerung in meinem Gedächtnis festhalten. Doch vorbei ist vorbei. Jene, die an der Krippe vor dem Christkind standen, kehrten zurück zu den Orten, von denen sie sich dereinst aufgemacht hatten. Voller Eindrücke, von denen sie anderen begeistert erzählten. Geteilte Freude ist doppelte Freude. Darf ich mich denn nicht auch neidlos an dem Schönen und Guten freuen, das andere erlebt haben? Nicht ausschließlich an Weihnachten? Immer wieder habe ich die Möglichkeit, aufzubrechen. Mich aufzumachen auch auf Wege, die ich noch nicht kenne, um ein Ziel zu erreichen. Allein oder mit anderen. Zuversichtlich und voller Hoffnung. Dankbar dafür, dass es nicht nötig ist, den Kopf hängen zu lassen. Obwohl unsere Welt nicht so ist, wie ich sie manchmal gern hätte. Nicht nur an Weihnachten.
Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger