16. Januar 2025

„Ihr seid das Salz der Erde.“ (Mt. 5, 13)

Er gefiel mir: Dieser Aufdruck auf dem Sweatshirt eines Schülers. Weil er auch mir etwas aufzeigt im Zeitalter von Unsicherheiten, von fake news und manchem, was Sorgen macht.

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Manchmal scheinen sie auf den ersten Blick etwas weltfremd zu sein, verschiedene Worte Jesu, die im Neuen Testament in der Bibel zu finden sind. Wie können seine Gefährten, zu denen er das sagt, „Salz der Erde“ sein? Nachzulesen ist das im Matthäusevangelium im 5. Kapitel im 13. Vers. Was hat das mit Kindern aus der St. Franziskus-Grundschule zu tun und mit anderen Zeitgenossinnen und Zeitgenossen? Vielleicht mehr, als die eine oder der andere im ersten Moment meint. Mehr noch: Es ist nicht einmal an eine Konfession oder weltanschauliche Ausrichtung gebunden.

„Ihr seid das Salz der Erde.“ (Mt. 5, 13)

Bekanntlich macht Salz seit alter Zeit manche Speise länger haltbar. Oder es verleiht ihr mehr Geschmack. Manches Essen verdirbt deswegen nicht, weil es mit der entsprechenden Dosis Salz konserviert wurde. Ob ich dieses Gewürz nicht sogar als „erhaltendes Prinzip“ darüber hinaus bezeichnen darf?

„Ihr seid das Salz der Erde.“ (Mt. 5, 13)

Jede und jeder hat Prinzipien. Grundsätze, die sie oder er als für sich richtig, wesentlich und maßgebend erkannt hat: Ohne Regeln und ohne entsprechende Ordnungen – soll ich besser „Gebote“ schreiben? – wäre menschliches Zusammenleben nicht nur im schulischen Kontext unerträglich. Wenn alle nur tun oder lassen würden, wozu sie aus ihrer momentanen Stimmung heraus Lust haben, bliebe ein gelingendes Miteinander weniger als ein Wunschtraum. Wenn ich stets nur „Gute Miene zum bösen Spiel“ machen würde und zu keiner Zeit meine Ansichten verträte oder nicht hinter meiner persönlichen Meinung stünde, wäre ich wie ein Fähnchen im Wind. Mal so, mal so. Gleichgültigkeit, Ignoranz und Empathielosigkeit werden niemandem gerecht. Möchte ich authentisch sein und nicht nur mir selbst gerecht werden, muss ich Position beziehen – nicht nur einmal am Tag. Niemandem brauche ich nach dem Mund zu reden, um nicht anzuecken. Manchmal kann ich tatsächlich im übertragenen Sinn wie „Salz in der Suppe“ sein und nicht nur einem Gespräch, sondern auch einer Situation den passenden Geschmack geben.

„Ihr seid das Salz der Erde.“ (Mt. 5, 13)

Jener lässig-cool daher schwimmende Sonnenbrillenfisch mit Cap, den es so nicht gibt, kann dennoch zu einem „Salty boy“ oder einem „Salty girl“, einem „Salty man“ oder einer „Salty woman“ passen: Wenn ich den Mut habe, wie dieser Fisch den Mund zu öffnen. Auf passende Weise im richtigen Moment anzusprechen, was gegen Mitmenschlichkeit steht und nicht still zu bleiben. Dort hinzuschauen, wo es gut ist, nicht wegzusehen: Wenn andere benachteiligt, lächerlich gemacht, ausgenutzt oder aus welchem Grund auch immer ungerecht behandelt werden. Ich kann nicht die Welt im Ganzen verändern. Manchmal aber hilft es, Salz der Erde zu sein. Nicht nur in der St. Franziskus-Grundschule.

Br. Clemens Wagner ofm, Schulseelsorger